Erich Reiter war in jungen Jahren erfolgreicher Fußballer, ehe er in seinem Job in der Unternehmenskommunikation durchstartete. Die Leidenschaft für den Sport hat ihn nie losgelassen und letztlich auch zum Ehrenmitglied der Freunde der Nationalmannschaft (FdN) werden lassen.
Es wäre wohl eine Untertreibung, zu sagen, dass Erich Reiter schon einmal eine Hand am Pokal der FIFA-Weltmeisterschaft hatte. Der Maintaler trug vielmehr für einen gewissen Zeitraum die Verantwortung für die goldene Trophäe, an deren Gewinn sich so viele Träume und Geschichten knüpfen. 1990, Deutschland hatte gerade unter Teamchef Franz Beckenbauer den WM-Titel in Italien errungen, suchte man einen sicheren Aufbewahrungsort für den goldenen Cup. Die Wahl fiel auf die Tresorräume einer Bank in Frankfurt. „Ich war damals Kommunikationschef bei der Dresdner Bank, der Hausbank des DFB, und habe den Pokal auf seinem Weg von der DFB-Zentrale an der Otto-Fleck-Schneise zum Geldinstitut begleitet“, erinnert sich Reiter. Zusammen mit einer Polizeieskorte ging es in die Innenstadt, wo die wertvolle Fracht schließlich unter großer medialer Anteilnahme hinter einer rund einen halben Meter dicken Stahltür landete. „Das war zweifellos ein besonderes Erlebnis“, sagt Reiter.
Doch es blieb beileibe nicht der einzige Berührungspunkt mit den Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft. Von Anfang der 1990-Jahre an gehörte der gebürtige Grazer zum Kreise der „Freunde der Nationalmannschaft“ (FdN), jenem Verein, dessen Mitglieder seit vielen Jahrzehnten die DFB-Auswahl begleiten und mit ihren Spenden das gemeinnützige Wirken der DFB-Stiftung Sepp Herberger unterstützen. Zugang hatte Reiter über seine berufliche Stellung bei der Bank gefunden. Die Begeisterung für den Fußball hatte ihn jedoch schon als Kind gepackt.
Und ganz offenbar brachte er als kleiner Bub auch eine gehörige Portion Talent mit. Als junger Mann avancierte Reiter als Mittelfeldakteur beim ASK Köflach zum Regionalligaspieler. Und wenn die Verantwortlichen des Vereins aus der Steiermark mitgespielt hätten, wäre es von der damals zweithöchsten Spielklasse Österreichs noch eine Etage höher gegangen. Ein Engagement bei Erstligisten Sturm Graz scheiterte jedoch an den Wechselmodalitäten. Kurz darauf begann für Reiter rund 750 Kilometer weiter nördlich ein neues Leben.
„Mit 21 Jahren habe ich mein Studium der Innenarchitektur geschmissen und bin nach Maintal bei Frankfurt am Main gegangen“, erinnert er sich an diese bewegende Zeit. Reiter fokussierte sich nun auf seine Karriere im Job. Als Mitarbeiter in der Öffentlichkeitsarbeit machte er seinen Weg zum für Werbung und Marketing verantwortlichen Chef bei der Deka-Investmentgesellschaft über eine Tätigkeit bei der Bank für Gemeinwirtschaft und schließlich 1970 zur Dresdner Bank. Zwar beendete er mit 60 Jahren seine Laufbahn als Kommunikationschef des Geldhauses, doch blieb er noch einige Jahre als Berater im Rahmen der Fusion von Dresdner und Commerzbank tätig.
Der Fußball war auf all seinen Stationen ein steter Begleiter. Im Beruf, bei der Vereinbarung von Sponsoring-Verträgen, im Privatleben als glühender Fan der Frankfurter Eintracht und als aktiver Spieler. Mit Ende 30 erlebte er dabei eine besondere Geschichte des hessischen Amateurfußballs hautnah mit. Der mit Unterstützung eines als Sponsor namhafter Fußballvereine tätigen Unternehmens gegründete FC Rhein-Main wurde vorübergehend zu seiner sportlichen Heimat – und zur Bühne einstiger Topstars. Mit jährlichen Aufstiegen von der Kreis- über die Bezirks- bis zur Gruppenliga lief Reiter an der Seite der Granden des deutschen Fußballs auf. „Paul Breitner, Gerd Müller, Lothar Emmerich und Co. haben dort gespielt. Sie waren dabei, wenn sie Zeit hatten. Da musste ich dann auch schon mal in der Offensive Platz machen und auf die ungewohnte Verteidigerposition rücken“, erzählt er.
Auch mit seinen inzwischen 73 Jahren ist der Vater einer Tochter und eines Sohnes sowie Großvater von vier Enkelkindern topfit und besucht regelmäßig das Fitnessstudio. Da verwundert es nicht, dass der beidfüßige Spieler immer noch die Fußballschuhe schnürt. Lediglich das Trikot, das er dabei überstreift, dürfte andere Eintracht-Anhänger verwundern: Es ist das Jersey der Traditionsmannschaft von Kickers Offenbach. „Ich spiele seit 35 Jahren dort. Das darf man ja eigentlich niemanden sagen, aber man sollte die Rivalität der beiden Vereine auch nicht zu ernst nehmen“, sagt er mit einem Lachen.
Eine gemeinsame Begeisterung
Letztlich teilten ja alle die Begeisterung für den Fußball, meint er. Und genau diese Leidenschaft eint auch die FdN. „Dort knüpft man Freundschaften und geht zusammen auf Reisen. Uns alle verbindet die Liebe zum Fußball und zur Nationalmannschaft“, macht Reiter deutlich. Er gehörte bis 2012 anderthalb Jahrzehnte lang zum Vorstand der FdN, wurde für sein langjähriges Wirken zum Ehrenmitglied ernannt und engagiert sich immer noch als Kassenprüfer.
Kennengelernt hat er auf diese Weise auch die Arbeit der Sepp-Herberger-Stiftung, die die FdN unterstützen. „Ich habe die Ausrichtung der Stiftung, das Wirken für die Resozialisierung und Inklusion immer für wichtig gehalten und die Verbindung von FdN und Stiftung hat auch einige Eigeninitiativen unserer Mitglieder ausgelöst“, so Reiter. Auch das stärkt den Zusammenhalt des Vereins, von dessen Mitgliedern zweifellos einige im Winter nach Katar aufbrechen werden, um die Geschicke der Nationalmannschaft bei der WM hautnah zu verfolgen. Auch Reiter spielt mit dem Gedanken, seine Frau zu überzeugen und die Koffer zu packen. Dem Pokal dürfte er jedoch nicht mehr ganz so nah kommen, wie 1990 hinter den Stahlbetonwänden des Tresorraumes seines damaligen Arbeitgebers.