Joachim Lüdecke, Mitglied der Freunde der Nationalmannschaft (FdN), erinnert sich an seine größten Spiele und spricht über die besten (und nettesten) Nationalspieler, denen er während seiner 40-jährigen Mitgliedschaft bei den FdN bisher begegnet ist.
Sein unvergessenes Fußballerlebnis: die Nacht von Sevilla, das Halbfinale Deutschland gegen Frankreich bei der WM 1982. Er erinnert sich daran, wie sie nach dem Spiel mitten in der Nacht am Flughafen in Sevilla saßen, der Flieger hatte Verspätung, eine Bullenhitze. 1982 gab es noch Airports ohne Air-Condition. Wie sie schwitzten und glücklich waren. „Das Spiel hatte einfach alles, das war zu Tode betrübt und am Ende himmelhochjauchzend.“
Joachim Lüdecke feiert dieses Jahr zwei Feste. Seit 40 Jahren ist er Mitglied der „Freunde der Nationalmannschaft“, einem Gönnerkreis, der durch großzügige Spenden die Projekte der DFB-Stiftung Sepp Herberger fördert. Und am 3. September wird er 70. Damals, im Sommer 1982, war er frisches FdN-Mitglied. „Weil ich den Fußball liebe und weil ich Fan der Nationalmannschaft war, fragte ich so 1981 beim DFB an, ob es einen Fanklub gäbe. Ich bekam einen freundlichen Brief mit den Regularien der FdN und unterschrieb sofort meine Beitrittserklärung.“
Am 8. Juli 1982 saß er dann im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán in Sevilla. WM-Halbfinale, Deutschland gegen Frankreich. Marius Trésor und Alain Giresse schossen Frankreich in der Verlängerung mit 3:1 in Führung. Karl-Heinz Rummenigge und Klaus Fischer per Fallrückzieher glichen aus. Elfmeterschießen. Horst Hrubesch traf als Letzter. Fiiiinale.
„Das Spiel werde ich nie vergessen. Das war das Fußballspiel meines Lebens“, sagt er. Beim EM-Halbfinale 1996 war er dann auch dabei. „Andy Möller traf und stellte sich in dieser Gascoigne-Haltung vor die englischen Fans hin. Und was machten die nach dem Spiel? Randale? Nein. ‚Best wishes for the final‘, riefen sie uns zu. An der Fairness der englischen Zuschauer können sich viele in Europa eine Scheibe abschneiden.“
Immer wieder erinnert er sich an die großen Spiele der Mannschaft, die er live erlebt hat. Kaiserwetter in München beim Achtelfinale gegen Schweden 2006, zweimal traf Poldi. Er ist sich sicher: „Mit Frings hätten wir die Italiener im Halbfinale geschlagen.“
Auch abseits der Spiele gab es besondere Momente. „Beim Mexiko-Cup im Juni 1985 bin ich auf einem Spaziergang Uli Stein und Ditmar Jakobs begegnet. ‚Na, ihr HSVer‘, habe ich gesagt und schon waren wir im Gespräch. Die waren völlig bodenständig. Es gab gute Gespräche mit Magath. Litti kam abends vor die Tür des Hotels und sprach mit uns Fans. Mit Franz Beckenbauer wurde ich per Du. Und Egidius Braun, damals ‚nur‘ Delegationsleiter und noch nicht DFB-Präsident, setzte sich abends in der Lobby ans Klavier – wunderbar.“
Mit bald 70 Jahren ist Nostalgie schwer zu vermeiden. Sein Urteil heute: „Die Reisen mit den FdN waren früher deutlich schöner.“ Die Nähe zu den Spielern und zum Trainer sei in den achtziger Jahren eine ganz andere gewesen als heute. Wobei er verstehe, dass die Spieler „alleine aus Gründen der Sicherheit“ heute stärker abgeschirmt sein müssten. Keine Frage, sagt er. Und mahnt dennoch: „Die Nähe der Fans zu den Stars des Spiels ist ein wesentlicher Bestandteil der Fußballkultur.“ Ihm selbst ist Starkult fremd. Für ihr Talent und Können bewundert hat er dann aber doch ein paar Nationalspieler. „Bernd Schuster hat genialen Fußball gespielt. Felix Magath spielte kalt, analytisch, wie am Schachbrett. Und Oliver Kahn hatte neben seiner Weltklasse eine überragende Persönlichkeit.“
Er sagt: „Heute trägt der FdN sich nicht mehr durch die große Nähe zu den Spielern, sondern durch den sozialpolitischen Charakter. Und das finde ich auch großartig.“ Selbst ein talentierter Juniorenspieler, hängte er die Fußballschuhe 1970 an den Nagel, als er bei der Finanzverwaltung des Landes Niedersachsen begann. 1980 führte ihn der Weg wieder auf den Platz, nun als Schiedsrichter. Und 1990 über nahm er als Manager des damaligen Regionalligisten SVG Göttingen, später dann beim Traditionsverein Göttingen 05. Immer wieder kehrte er zu seinem Fußball zurück.
Er lobt die Betreuung der FdNler, bei und vor den Spielen oder bei anderen Veranstaltungen. Die Zustellung der Tickets, die Organisation der Reisen und der Jahresveranstaltungen der FdN, alles sei top. „Maren Feldkamp macht einen großartigen Job“, sagt er und insistiert, dass sein Lob hier im Text steht.
Was er bedauert? Dass er kein WM- Finale gesehen hat. Yokohama und Rio de Janeiro, beide Male studierte er schon die Flugpläne und ließ es doch bleiben. „Ich hätte buchen sollen.“ Seine vielen Reisen mit den FdN brachten ihn in den vier Jahrzehnten seiner Mitgliedschaft jedenfalls an Orte, die er sonst nie gesehen hätte.
Nach Island will er nach der Pandemie noch mal mit seiner Frau fliegen, so gut hat es ihm dort gefallen. „Der Fußball hat mir so viele schöne Erlebnisse gebracht. Dafür bin ich dankbar.“
Und die FdN sind gemeinsam mit der Sepp-Herberger-Stiftung dankbar für Joachim Lüdeckes Mitgliedschaft, die hoffentlich noch viele Jahre andauern wird. Für den Fußball. Für die Menschen.