Die Fußball-Ferien-Freizeiten, die durch die DFB-Stiftung Egidius Braun organisiert werden, sind in vollem Gange. In diesem Jahr beinhaltet das Programm erstmals einen Schwerpunkt zum Thema Depression. Gianluca Maione, Psychologiestudent und Projektleiter bei der Robert-Enke-Stiftung, bringt den teilnehmenden Jugendlichen die Ausprägungen der Krankheit auf altersgerechte Art und Weise näher. Wie läuft das genau ab?
Sie spielen zusammen Fußball. Aber sie nehmen auch viele Erfahrungen für ihr weiteres Leben mit. Ungefähr 1.000 Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren nehmen in diesem Jahr an einer der 17 Fußball-Ferien-Freizeiten in den Sportschulen Edenkoben, Grünberg, Hennef, Duisburg-Wedau, Karlsruhe-Schöneck sowie im Uwe Seeler Fußball Park in Malente teil. 72 Vereine aus ganz Deutschland, in denen sich auf besondere Art und Weise ehrenamtlich engagiert wird, sind auf Einladung der DFB-Stiftung Egidius Braun am Start. Im Fokus der diesjährigen Auflage steht das Thema Integration und Völkerverständigung.
Das Programm ist erneut vielfältig. Die Fußball-Ferien-Freizeiten sind keine leistungssportorientierten Trainingslager. Die Jugendlichen unternehmen neben verschiedenen Aktivitäten auf dem Platz auch Ausflüge und beschäftigen sich mit gesellschaftlichen Fragen. Fester Bestandteil des Programms sind beispielsweise Werte-Dialoge, die gemeinsam mit der Initiative GermanDream durchgeführt werden. Besuche in Stadien und Nachwuchsleistungszentren einzelner Bundesliga-Klubs, dem Deutschen Fußballmuseum in Dortmund, auf dem DFB-Campus in Frankfurt, im Landtag in Mainz, dem Hambacher Schloss oder auch mal in einem Kletterpark gehören ebenso dazu wie Teambuilding-Angebote und Informationen zum ehrenamtlichem Engagement in den Fußballverbänden und -vereinen. Prominente Gäste werden ebenfalls erwartet. So sind Bundesliga-Schiedsrichter und Trainer aus dem DFB-Juniorenbereich ebenso in den Freizeiten dabei, wie verschiedene andere prominente Persönlichkeiten aus der Welt des Fußballs und der Gesellschaft.
Gemeinschaftlich denken und gegenseitig unterstützen
In diesem Jahr gibt es eine besondere Premiere. Erstmals gibt es einen Schwerpunkt zum Thema Depression, der über die Robert-Enke-Stiftung organisiert wird. Dabei werden den Jugendlichen die Ausprägungen der Krankheit auf altersgerechte Art und Weise nähergebracht. Das Programm ist aufgeteilt in einen Praxis- und einen Theorieteil. Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass die Gruppe schnell lernt, gemeinschaftlich zu denken und sich gegenseitig zu unterstützen. Außerdem werden Übungen durchgeführt, die das Vertrauen stärken. Zwei Partner müssen zusammen einen Parcours bewältigen – eine Person hat die Augen verbunden und muss den Weg anhand der Hinweise der zweiten Person bewältigen. Aber auch allgemeine Informationen zur Depression werden vermittelt. Wie macht sich die Krankheit bemerkbar? Wer kann helfen?
Leon ist einer der Teilnehmenden der Fußball-Ferien-Freizeit im hessischen Grünberg. Die Beantwortung der Fragen und die praktischen Übungen haben seinen Horizont erweitert. „Wir haben spannende Einblicke in das Thema bekommen“, sagt er. „Wir haben beispielsweise gelernt, respektvoll miteinander umzugehen – auf und neben dem Platz. Zudem wurde uns erklärt, dass psychische Belastungen auf dem Rasen zu Problemen führen können und was man dagegen tun kann. Vieles kannte ich schon, aber ich fand es dennoch sehr hilfreich. Das Programm war total spannend. Obwohl es ein ernstes Thema ist, hatten alle hatten ein Lächeln im Gesicht, weil die Vermittlung der Inhalte Spaß gemacht hat. Hier wurde ein wichtiges Thema auf eine angenehme Weise besprochen.“
„Mentale Gesundheit im Fußball ein wichtiges Thema“
Pascal ist Trainer einer U 15-Mannschaft, die bei der Fußball-Ferien-Freizeit in Grünberg dabei war. „Ich finde es sehr wichtig, dass wir gemeinsam über mentale Gesundheit im Sport und speziell im Fußball gesprochen haben. Während des Workshops wurde sehr deutlich, dass man vieles präventiv erreichen kann, wenn man eine gewisse Achtsamkeit an den Tag legt“, beschreibt Pascal. „Es war spannend zu erfahren, dass ganz selbstverständliche Dinge wie gesunde Ernährung oder auch die vernünftige Nutzung von Social-Media-Angeboten bereits entscheidenden Einfluss haben können. Auch der Umgang mit Rückschlägen war ein wichtiger Punkt. Viele unserer Spielerinnen und Spieler sind in einem Alter, in dem das ein wichtiger Aspekt ist.“
Organisiert und durchgeführt werden die Workshops von Gianluca Maione, dem zuständigen Projektleiter bei der Robert-Enke-Stiftung: „Uns ist es wichtig, Depression bei dieser Zielgruppe nicht zu überdramatisieren und eher spielerisch die Dinge zu erarbeiten. Für uns ist es entscheidend, in den Workshops für das Krankheitsbild Depression zu sensibilisieren und gleichzeitig eine Enttabuisierung zu erreichen“, betont Maione. „Die Jungs und Mädchen haben gut mitgemacht und waren sehr interessiert. Ich denke, dass es für alle Beteiligten ein Gewinn war.“
Robert-Enke-Stiftung wurde 2010 gegründet
Die Robert-Enke-Stiftung trägt den Namen des früheren Torwarts von Hannover 96 und achtmaligen Nationalspielers. Er litt über mehrere Jahre an Depressionen. Am 10. November 2009 nahm sich Robert Enke das Leben. Er hinterließ seine Ehefrau Teresa Enke und eine acht Monate alte Tochter. Der Tod von Robert Enke hat tiefe Betroffenheit und großes Mitgefühl in allen Teilen der Bevölkerung ausgelöst. Die Krankheit Depression wurde durch seinen tragischen Tod in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Im Bewusstsein seiner gesellschaftlichen Verantwortung ist es dem deutschen Fußball ein großes Anliegen, unterstützend zur Aufklärung hinsichtlich der Krankheit Depression beizutragen. Zu diesem Zweck haben der Deutsche Fußball-Bund, die Deutsche Fußball Liga und Hannover am 15. Januar 2010 die Robert-Enke-Stiftung gegründet.
Weitere Informationen zur Robert-Enke-Stiftung:
https://www.robert-enke-stiftung.de/