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17.11.2023

Impulse für gelebte Teilhabe – Fortbildung Inklusionsfußball in Westfalen

Am vergangenen Wochenende erhielten 22 Trainerinnen und Trainer bei der Fortbildung Inklusionsfußball des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) wertvolle Tipps und Hinweise für die Führung, Begleitung und den Aufbau von Inklusionsteams. Die Schulung in Kamen- Kaiseerau war Bestandteil der Qualifizierungsoffensive im Handicap-Fußball, die von der DFB-Stiftung Sepp Herberger und der DFB-Abteilung Qualifizierung und Schule gemeinsam mit den DFB-Landesverbänden realisiert wird.

Nico Hagenböhmer hat sich ein besonderes Erinnerungsstück aus Kamen-Kaiserau mitgenommen. Einen Ball mit den Unterschriften aller Teilnehmenden der Trainer-Fortbildung Inklusionsfußball in der dortigen Sportschule des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen. „Er wird einen besonderen Platz bei uns im Vereinsheim erhalten“, kündigt der junge Mann vom TuS Eichholz- Remmighausen an. Der Fußball mit den Autogrammen wird künftig als sichtbares Zeichen für das Engagement des Klubs im Inklusionsfußball dienen und gleichsam Hagenböhmer an drei besondere Tage erinnern. „Es war wirklich eine super Zeit, die mir viel für meine Arbeit im Verein gebracht hat“, sagt er.

Hagenböhmer war einer von 22 Frauen und Männern, die in ihren Klubs Inklusionsteams betreuen und damit einen Beitrag für Teilhabe und gelebte Vielfalt auf den Fußballplätzen der Republik leisten. „Diese Menschen zu unterstützen, ihnen Hintergrundwissen und Impulse für ihre alltägliche Trainingsarbeit und den Aufbau von neuen Teams zu geben, ist unser Bestreben“, erklärt Nico Kempf, stellvertretender Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger, die die Lehrinhalte zusammen mit der DFB-Abteilung Qualifizierung und Schule konzipierte.

Scott Peter signiert einen Ball, auf dem Unterschriften aller Teilnehmer gesammelt wurden.

Multiplikatoren-Schulung ging voraus

Vorangegangen war im April eine Referenten-Schulung. Auch Thorsten Picha, Inklusionsbeauftragter des Hessischen Fußball-Verbands (HFV), und Kai Merkel, Lehrreferent beim HFV, waren im Frühjahr dabei und gehören aktuell zum 16-köpfigen DFB-Lehrteam Inklusionsfußball. Nun füllten sie die Idee, ihr Wissen künftig als Multiplikatoren weiterzutragen, zum zweiten Mal mit Leben. Die Veranstaltung im Kamen-Kaiserau ist eine von zehn Fortbildungen im Jahr 2023 in den DFB-Landesverbänden, die Teil der Qualifizierungsoffensive im Handicap-Fußball und in vollem Umfang zur Lizenzverlängerung anrechenbar sind.

„Alle, die dabei waren, sind enorm wissbegierig und dennoch sehr entspannt im Umgang miteinander“, war Merkel angetan von den Teilnehmenden, die für ihre Aufgaben im Verein brennen, denen es im Alltag jedoch oftmals an Zeit fehlt, die eigene Arbeit zu hinterfragen, zu verbessern und neue Ideen auszuprobieren. Genau dafür war die Veranstaltung gedacht. Die Teilnehmenden erhielten Rückenwind für ihr Engagement.

Viele praktische Tipps vermittelt

„Vieles lässt sich direkt auf dem Platz umsetzen, zum Beispiel ein Torschusstraining, bei dem auch der Rückweg vom Tor Teil der Übung ist. Das ist gerade für die kalte Jahreszeit toll. Dann bleiben alle in Bewegung“, sagt Thomas Funke von der SSV Buer. Funke trainiert seit 2016 in dem Gelsenkirchener Verein ein Inklusionsteam. Dort sind alle mit Begeisterung dabei. Doch die Fußballer bilden angesichts unterschiedlicher Handicaps eine heterogene Gruppe. Menschen mit Autismus, körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen erfordern individuelle Förderung und Kommunikation. In Funkes Team kommt ein breites Altersspektrum hinzu. Seine Spieler sind zwischen zwölf und 30 Jahre alt. Umso wichtiger ist ein fundiertes Hintergrundwissen. „Ich habe mich lange auf die Schulung gefreut und meine Erwartungen wurden absolut erfüllt“, betont er.

Ganz wichtig war ihm auch der Austausch mit anderen Trainern. „Dafür einmal Zeit gehabt zu haben, war richtig gut“, meint auch Wilhelm Risse von der DJK SF Datteln am Ende eines kurzweiligen Programms, das Picha und Merkel in Abstimmung mit dem FLVW-Inklusionsbeauftragten Dietmar Sonius zusammengestellt hatten. Es bestand aus aktiven Einheiten und Theorie-Blöcken. Ein schlüssiges Konzept, das keine lange Anlaufzeit benötigt und alle mitnimmt, wie Elke Robert von der Stabsstelle Kommunikation und gesellschaftliches Engagement des FLVW als Mitorganisatorin der Fortbildung überzeugt ist.

Zum Schluss durfte ein Gruppenbild nicht fehlen.

Austausch untereinander im Vordergrund

„Wir wollten keine Monologe, sondern einen echten Austausch“, sagt Picha über die theoretischen Einheiten. Immer wieder unterbrachen er und Merkel aber auch den Praxisteil, um Feedback einzuholen. „Wir wollen wissen, was die Teilnehmenden empfinden, was ihnen gefällt oder auch nicht“, erklärt der 61-Jährige. Rückmeldungen waren insbesondere am Sonntag gefragt, als ein besonderer Rollenwechsel anstand: die Teilnehmenden nahmen Krücken zur Hand und zogen später blickdichte Brillen auf, um nachzuempfinden, welchen Herausforderungen sich die Spieler im Amputierten- oder Blindenfußball stellen. Scott Peter vom TuS Altenberge fand es „toll hautnah zu erleben, welche Leistungen von diesen Spielern erbracht werden“.

Dass dabei viel gelacht wurde, war im Sinne der Verantwortlichen. „Der ‚Fun-Faktor` ist ganz wichtig. Denn ohne Spaß funktioniert es nicht“, meint Picha. Damit sprach er Thomas Funke aus der Seele. „Klar ist die Trainingsarbeit herausfordernd. Doch letztlich erlebt man so viel Positives und bekommt von den Spielerinnen und Spielern so viel zurück“, erläutert er. Diese Erfahrung verbinde alle im Inklusionsfußball engagierten Menschen.

Mit wertvollen Hinweisen im Gepäck und neuer Motivation verließen die Teilnehmenden am Sonntagnachmittag die Veranstaltung. Nun können sie ihr neu erworbenes Wissen in die Trainingsarbeit mit den eigenen Inklusionsteams einfließen lassen.

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