Der Hamburger Fußball-Verband (HFV) geht einen ganz besonderen Weg, um den Inklusionsfußball voranzubringen. Tessa Stolt, die seit August des vergangenen Jahres das Thema als duale Studentin verantwortet, wird ehrenamtlich von André Riebe unterstützt, der eine starke Seheinschränkung hat. „André ist eine große Hilfe für mich, weil er durch sein Handicap sehr genau einschätzen kann, wie Menschen mit Beeinträchtigung denken und fühlen“, sagt Stolt. Riebe ist seit 2019 beim Verband. Zuvor hatte er innerhalb eines Projektes ein Konzept verfasst und anhand dessen erfolgreich eine Inklusionsmannschaft aufgebaut.
Die 20-jährige Stolt hat es noch keinen Tag bereut, das Amt der Inklusionsbeauftragten beim HFV übernommen zu haben – auch wenn noch viel Aufbauarbeit zu leisten ist. Aber genau das ist einer der Punkte, der sie reizt: „Es macht mir unglaublich viel Spaß, Fußballangebote für Menschen mit Behinderung zu entwickeln. Es ist beeindruckend zu sehen, mit welcher Leidenschaft und Hingabe sie Fußball spielen und sich über Tore oder andere gelungene Aktionen freuen können.“
Stolt hat zahlreiche Ideen, um den Inklusionsfußball im HFV weiter zu etablieren. Im ersten Schritt wird sie gemeinsam mit ihrem Kollegen André Riebe viele Gespräche mit den Vereinsverantwortlichen führen: „In Hamburg ist es leider noch so, dass zu wenige Vereine Inklusionsfußball anbieten. Hier müssen wir Werbung machen und verdeutlichen, dass die Klubs in großem Maße davon profitieren können, wenn sie Menschen mit Handicap eine sportliche Heimat geben. Der Aufwand ist nicht groß. Aber die Lebensfreude und das Engagement, das die Menschen mit Beeinträchtigung in die Vereinsgemeinschaft einbringen, sind unbezahlbar.“
Im zweiten und dritten Schritt wird es dann darum gehen, Turniere für inklusive Teams auszurichten und eine Inklusionsliga zu gründen. „Das sind Themen, die wir unbedingt umsetzen wollen. Wir sind zwar derzeit alle stark wegen der Europameisterschaft im Sommer eingespannt, aber wir haben uns fest vorgenommen, dennoch möglichst viele Turniere auszurichten. Das wollen und werden wir kurzfristig umsetzen. Den Start einer Inklusionsliga sehen wir hingegen eher im kommenden Jahr“, betont Stolt. „Hier brauchen wir etwas mehr Zeit für die Organisation“, so die Verbandsmitarbeiterin weiter.
Dabei verfolgt sie gemeinsam mit André Riebe immer das übergeordnet Ziele, Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzubringen. „Siege und Niederlage gehören zum Fußball dazu. Aber das sind nicht die Aspekte, die für uns entscheidend sind. Wir wollen Vielfalt und Diversität leben, Chancengleichheit ermöglichen und allen Menschen den Zugang zum Fußball ermöglichen“, erläutert Stolt, in deren Verantwortungsbereich neben der Inklusion auch noch die Themen Integration und Gewaltprävention beim HFV fallen.