Sosehr der Fußball vom Momentum lebt, ist er doch auch ein Raum der Erinnerungen. Am 23. Juni jährte sich zum 30. Mal ein Ereignis, das 1994 weltweit für Erschütterung sorgte: Ein Eigentor, das für seinen unglücklichen Schützen zum Todesurteil wurde. Der kolumbianische Nationalspieler Andrés Escobar fälschte im WM-Gruppenspiel gegen die USA einen Ball unhaltbar zum 0:1 ins eigene Tor ab. Nachdem das Spiel mit 1:2 verloren ging und Geheimfavorit Kolumbien frühzeitig ausschied, entlud sich in der Heimat riesiger Frust. Am Abend des 2. Juli 1994 wurde Escobar vor einer Bar in Medellín mit sechs Schüssen getötet.
In Gedenken an den Abwehrspieler verwandelt sich die Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Berliner Breitscheidplatz mit Unterstützung der DFB-Kulturstiftung in einen Ort des Erinnerns. Während des gesamten EM-Zeitraums – vom 14. Juni bis zum 14. Juli 2024 – ist das Hörspiel „La vida no termina aquí“ zu hören. Das siebenminütige Stück, für das Kreativdirektor Simon Schneider 2014 mit dem Deutschen Fußball-Kulturpreis ausgezeichnet wurde, setzt sich mit Leben und Tod von Andrés Escobar auseinander. Neben der Hörspiel-Installation über den tragischen Tod des stark religiösen Fußballers warten auf die Besucherinnen und Besucher die von dem kolumbianischen Künstler Walter Tello gestaltete Skulptur „Copa Andrés Escobar”, Spielausschnitte mit dem Eigentor, Informationen über das Projekt und viele weitere Hintergründe. Aus Anlass des Jahrestages standen im gestrigen Gottesdienst mit Pfarrerin Kathrin Oxen auch die Schattenseiten, insbesondere des kommerzialisierten Fußballs im Mittelpunkt.
Das Hörspiel und die Installation sind noch bis zum 14. Juli 2024, täglich von 9:00 bis 19:00 Uhr für alle Besucherinnen und Besucher der Gedächtniskirche frei zugänglich.