Gemeinsam mit dem DFB-Team für Trainer-Aus-, Fort- und Weiterbildung hat die DFB-Stiftung Sepp Herberger eine neue Fortbildung für Trainer*innen von Inklusionsmannschaften entwickelt. Das Pilotprojekt ist Teil der Qualifizierungsoffensive im Handicap-Fußball. Ein Besuch vor Ort in der Sportschule Hennef.
Strahlender Sonnenschein, strahlende Teilnehmende – die DFB-Stiftung Sepp Herberger und das DFB-Team für Trainer-Aus-, Fort- und Weiterbildung haben mit Unterstützung des SV Werder Bremen und weiterer Inklusionsexpert*innen aus den DFB-Landesverbänden in Hennef eine neue Fortbildung für Trainerinnen und Trainer im Handicap-Fußball pilotiert. Es waren drei intensive und heiße Tage mit viel Theorie und noch mehr Praxis. Aber hinterher waren sich alle einig – das Pilotprojekt war ein großer Erfolg und soll zukünftig bundesweit angeboten werden. Das Programm ist Teil der 2019 gestarteten Qualifizierungsoffensive im Handicap-Fußball.
„Wir wollen den Trainer*innen Tipps und Hilfestellungen geben für ein modernes Fußballtraining für Menschen mit und ohne Handicap, bei dem die gemeinsame Freude am Fußballspiel im Vordergrund steht“, sagt Nico Kempf, stellvertretender Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger. „Es ist wichtig, dass kein/e Spieler*in im Training über- oder unterfordert ist und sich alle Fußballerinnen und Fußballer als gleichberechtigte und vollwertige Mitglieder des Teams fühlen“, so Kempf weiter.
Der Ablauf wurde auch nach den Wünschen der 20 Teilnehmenden gestaltet, die bereits im Vorfeld der Fortbildung die Möglichkeit hatten, bei einer vorbereitenden Online-Phase ihre Erwartungen zu äußern. Auf diese konkreten Wünsche wurde dann vor Ort eingegangen. Es wurden Trainingsabläufe und methodische Stellschrauben für das Training im Handicap-Fußball erarbeitet. Auch der Umgang mit Menschen mit Behinderung, Kommunikationsformen und Teamführung wurden thematisiert. Darüber hinaus stand die Vermittlung von passenden inklusiven Turnier- und Spielformen auf dem Programm.
Das Ziel aller Bemühungen ist es, Menschen unabhängig ihrer geistigen, körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen in die Fußballfamilie zu integrieren, betont DFB-Teamleiter Wolfgang Möbius: „Wir denken nicht nur an das Spielen auf dem Platz, sondern auch an Schiedsrichter- und Trainer-Tätigkeiten sowie Engagements in der Vereinsadministration. Menschen mit Behinderung lieben den Fußball und sollen ihre sportliche Heimat dort finden können, wo die Fußballerinnen und Fußballer zuhause sind – in den bundesweit rund 24.300 Klubs.“
Die Praxiseinheiten fanden unter der Leitung eines sechsköpfigen Referenten-Teams um Michael Arends, Leitung CSR-Management beim SV Werder Bremen, statt. So hatten die Teilnehmenden beispielsweise die Möglichkeit, durch einen Gehör- oder Sichtschutz in die Rolle eines tauben oder blinden Aktiven zu schlüpfen und die spezifischen Bedürfnisse kennenzulernen. „Es war uns wichtig, dass wir ganz konkret aufzeigen, wie das Training mit Inklusionsmannschaften ausgestaltet werden sollte. Denn in diesem Feld brauchen die Trainerinnen und Trainer spezielles Wissen. Oft sind Kreativität und Flexibilität wichtiger als die Vermittlung taktischer Grundlagen“, erklärt Arends.
Einer der Teilnehmenden des Pilotprojekts war Christian Blanck. Der 43-Jährige fasste seine Eindrücke am Ende so zusammen: „Ich trainiere beim Rostocker FC eine Inklusionsmannschaft und konnte hier nochmal sehr viel Wissenswertes für die Arbeit mit meinen Spielerinnen und Spielern mitnehmen. Das waren sehr lehrreiche Tage. Mit meinem neuen Wissen möchte ich bei uns in Mecklenburg-Vorpommern noch mehr Vereine dazu motivieren, eine Inklusionsmannschaft ins Leben zu rufen.“
Auch Bruno Pasqualotto vom SV Teutonia Köppern aus Hessen zog hinterher ein durchweg positives Fazit: „In unseren Inklusionsmannschaften spielen etwa 90 Fußballerinnen und Fußballer mit und ohne Behinderung im Alter von zehn bis 70 Jahren. Wir decken die komplette Bandbreite ab und konnten bereits viel Erfahrung sammeln. Deshalb war für mich der Wissensaustausch unter den Trainer*innen der entscheidende Faktor dieser Veranstaltung“, so der 51-Jährige.
Nach dem Ende des Pilotlehrgangs schauen die Verantwortlichen bereits wieder nach vorne: Ziel ist es, dass der Kurs zukünftig durch die DFB-Landesverbände regelmäßig angeboten wird. Deshalb wird es im nächsten Schritt eine Schulung für Referent*innen aus allen 21 Landesverbänden geben. Schlussendlich sollen die zahlreichen Fußballer*innen mit und ohne Handicap in den bundesweiten Inklusionsmannschaften von dem neuen Trainerwissen profitieren, um mit noch mehr Freude und Spaß gemeinsam am Ball zu sein.