Ein Blick sagt mehr als tausend Worte. So banal es klingt, so echt fühlt es sich an, wenn Christian Kosog den Kunstrasenplatz des OSC Bremerhavens betritt: „Wenn ich zum Inklusionstraining komme und die glücklichen Gesichter sehe, bereitet mir das riesengroße Freude und gibt mir Rückenwind für das Engagement. Da muss mir niemand 5000-mal Danke sagen.“ Kosog ist Abteilungsleiter des OSC, der in diesem Jahr bei den Sepp-Herberger-Awards mit dem ersten Platz in der Kategorie Handicap-Fußball ausgezeichnet wird.
2008 stellte der Verein eine erste inklusive Fußballmannschaft auf die Beine. Seither ist der OSC in der Region an der Wesermündung Vorreiter für gelebte Inklusion im Sport. Das Team gehörte ursprünglich in die Freizeitabteilung, inzwischen hat der Klub eine eigene Inklusionsabteilung aufgebaut.
Die Zeichen stehen auf Wachstum
Anfangs fanden 15 fußballbegeisterte Menschen einen Ort, um zusammen zu kicken. Heute gibt es regelmäßig Angebote für Menschen mit Handicap – auch im Turnen und Schwimmen. Die Zahl der Fußballerinnen und Fußballer hat sich verdoppelt. Ein Antreiber dieser Entwicklung ist Christian Kosog. Der 50-Jährige fand über die Fußball-Leidenschaft seines Sohnes Jamie zum Team. Als der frühere Verantwortliche seinen Abschied ankündigte, stieg er als Coach ein. „Ich habe mir gedacht, bevor das hier zu Ende geht, übernehme ich den Posten“, sagt der Bremerhavener, der in der Jugend selbst Vereinsfußballer war.
Seit vier Jahren entwickelt Kosog das Projekt kontinuierlich weiter. Neue Angebote kamen ebenso hinzu wie weitere Spieler – egal welchen Alters: „Unser jüngster Spieler ist acht Jahre alt, der älteste 63“, sagt Kosog. Generell ist das Team bunt gemischt. Es gibt verschiedene Einschränkungen, die auf dem Fußballplatz zur Nebensache werden. „Bei uns sind alle willkommen, unabhängig von Fähigkeiten, Alter oder Art der Behinderung“, sagt Kosog.
Titelgewinn in der Bunten Liga
Mit der Zahl der Spieler und den Aufgaben ist auch das Betreuerteam gewachsen. Unter den vier weiteren Coaches sind drei mit Handicap. Zusätzlich ist ein gutes Zusammenspiel mit den Eltern der Spieler ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Diese Basis ist der Grundstein für den sportlichen Erfolg: Das OSC-Team feierte einen Titelgewinn in der Bunten Liga Bremen, bei der sich mehrere Handicap-Teams an vier Spieltagen messen. Und auch beim Werder-Cup in Bremen wurden Erfolge gefeiert.
Inzwischen ist der OSC Ausrichter eines regulären Bunte-Liga-Spieltags. Im vergangenen Jahr organisierte der Verein in Bremerhaven ein großes Turnier mit internationalen Gästen, die in einer eigens aufgebauten Zeltstadt unterkamen. Und der Blick geht nach vorne: Im Sommerplant der OSC ein inklusives Schulfußball-Turnier.
Netzwerk für Inklusion aufgebaut
Kosog arbeitet im Außendienst und hat dadurch viele Kontakte aufgebaut: zu anderen Vereinen, Ehrenamtlern und dem städtischen Amt für Menschen mit Behinderung. Dazu hat er das Netzwerk „Inklusion im Sport“ in Bremerhaven ins Leben gerufen und Treffen mit weiteren „Playern“ im Bereich Inklusion angestoßen.
Dieses Engagement zahlt sich aus: Der Sepp-Herberger-Award ist nicht die erste Auszeichnung. Bereits im vergangenen Jahr hat der OSC Bremerhaven den Bremer Inklusionspreis erhalten. Kosog macht das stolz und er hofft auf neue Impulse: „Auf diese Weise erfahren wir, dass das, was wir tun und die Energie, die wir investieren, wahrgenommen werden. Ich hoffe, dass diese Auszeichnungen weitere Türen öffnen werden und potenziellen Sponsoren zeigt, wie bedeutsam das Engagement für die Inklusion ist.“
Neben dem OSC Bremerhaven werden in der Kategorie Handicap-Fußball auf Platz zwei der ASV Waldsee 1946 (Südwestdeutscher Fußballverband) und auf Platz drei der SC Concordia Hagen aus dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen ausgezeichnet.
Über die Sepp-Herberger-Awards
Am 31. März werden die Sepp-Herberger-Awards in der VW-Autostadt in Wolfsburg verliehen (um 20:15 Uhr live auf #dabeiTV bei MagentaTV und auf dem DFB-YouTube-Kanal). Elf Preisträgerinnen und Preisträger erhalten im Rahmen eines abwechslungsreichen Bühnenprogramms Auszeichnungen in den Kategorien Handicap-Fußball, Resozialisierung, Schule und Verein, Fußball-Stiftung sowie Sozialwerk. Bei der Verleihung mit prominenten Persönlichkeiten wie DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Julian Nagelsmann, Alexandra Popp und Philipp Lahm werden Geldpreise im Wert von insgesamt 100.000 Euro vergeben.
Schalten Sie am 31. März um 20.15 Uhr ein. Dabeisein lohnt sich.
Hier geht es zum Livestream auf dem DFB-YouTube-Kanal. Weitere Informationen zur Veranstaltung und den Preisträgern aus den weiteren Kategorien finden Sie hier.