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4.6.2024

Marco Cardona: Power im Ehrenamt

Marco Cardona, 23, ist Gründer und Präsident des SV Sandhofen. Der Verein, der in einem Stadtbezirk von Mannheim beheimatet ist, existiert erst seit dem Jahr 2020 und hat vor wenigen Tagen seinen vierten Geburtstag gefeiert. Das Besondere an dem Klub ist, dass er sich stark für Schulen und Kindertagesstätten engagiert, um dem Nachwuchs die Faszination Fußball näher zu bringen und um auf diesem Weg langfristig Spielerinnen und Spieler für die eigenen Mannschaften zu gewinnen. Auch einen Sepp-Herberger-Tag haben die Verantwortlichen bereits organisiert. Cardona stellt sich und sein spannendes Projekt vor.

Den Gedanken gab es in seinem Kopf schon länger. Bereits zu Schulzeiten hatte Marco Cardona die Idee entwickelt, einen eigenen Fußballverein zu gründen. Er wollte mit einem Mitschüler gemeinsam etwas auf die Beine stellen, das sich deutlich von den meisten anderen Klubs unterscheidet. Ihm schwebte die Vision eines Vereins vor, der sich in besonderem Maße und in allererster Linie für den Nachwuchs einsetzt. Das soziale Engagement war und ist Cardona eine Herzensangelegenheit. Für ihn war von Anfang an klar, dass in „seinem“ Verein jede und jeder willkommen sein würde. Aber es gab ein Problem: Er hatte keine Zeit, sich um die Gründung zu kümmern.

Sportlicher Erfolg ist nicht das wichtigste Kriterium

„Aber dann kam Corona und wir saßen alle zuhause. Plötzlich hatte ich Zeit und konnte einen Plan entwickeln, um meinen Traum zu verwirklichen“, sagt Cardona. „Mir ging es darum, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Ich habe selbst jahrelang in einem Verein Fußball gespielt und weiß, wie wichtig es ist, Teil eines Teams und einer Gemeinschaft zu sein. Und genau das war auch der Plan bei der Gründung des SV Sandhofen. Mir geht es hier nicht in erster Linie um den sportlichen Erfolg. Mir ist es ein echtes Anliegen, den Kindern und Jugendlichen aus der direkten Nachbarschaft die Möglichkeit zu geben, im organisierten Rahmen Fußball zu spielen.“

Aus dieser Idee ist ein Plan geworden. Marco Cardona hat ein Konzept entwickelt. Entstanden ist daraus schließlich der SV Sandhofen - ein neu gegründeter, gemeinnütziger Sportverein in Mannheim. Die Verantwortlichen haben sich das Ziel gesetzt, den Frauen- und Herren- sowie insbesondere den Jugendfußball auf eine ganzheitliche Art und Weise zu fördern – im besten Fall weit über das Maß vieler anderer Breitensportvereine hinaus. Aber wie soll das konkret aussehen?

Frühestmögliche Identifikation mit dem Verein

Um die Frage beantworten zu können, wurden Werte und eine Vision formuliert. Neben den rein sportlichen Zielen gilt es auch, die Bereiche Beruf und Soziales zu fördern. Auf diesen drei Pfeilern fußt das Konzept des SV Sandhofen. Im Vordergrund soll nicht ausschließlich der sportliche Erfolg der Seniorenmannschaften stehen. Vielmehr sollen Ressourcen nachhaltig für eine umfangreiche Unterstützung der Nachwuchsspielerinnen und -spieler eingesetzt werden. „Durch diese Förderung soll bereits früh eine Identifikation mit dem Verein geschaffen werden, durch die wir es in Zukunft nicht nötig haben werden, bereits in niedrigen Spielklassen Fußballerinnen und Fußballer mit überhöhten Gehältern in den Verein zu locken“, schildert Cardona.

Entscheidende Bausteine in diesem Zusammenhang sind die Förderung und der Ausbau eines Bewegungsangebots an Schulen. Der SV Sandhofen geht bereits jetzt Partnerschaften mit lokalen Bildungseinrichtungen ein und setzt dort das sogenannte PFiFF-Konzept um. Dabei handelt es sich um ein Sportkonzept zur Förderung der Selbstregulation von Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter. Aktuell arbeitet der Verein mit 19 Schulen und Kindertagesstätten zusammen und führt über 70 Ballschulstunden und Fußball AGs pro Woche durch, hierbei werden mehr als 700 Kinder durch die Bewegungsangebote angesprochen. Genau dieses Engagement unterstützt die DFB-Stiftung Sepp Herberger im Bereich Schule & Verein. Erst kürzlich hat der Verein im Rahmen des nationalen Sepp-Herberger-Tages eine Kooperationsvereinbarung mit der benachbarten Waldhofschule, die Sepp Herberger einst selbst besuchte, vereinbart.

Gruppenbild Zuge des nationalen Sepp-Herberger-Tages

SV Sandhofen ein zweiter Full-Time-Job

Marco Cardona hat inzwischen zahlreiche Helferinnen und Helfer gefunden, die von seinem Projekt überzeugt sind und sich aktiv einbringen – selbstverständlich ehrenamtlich. Auch Cardona selbst macht das alles unentgeltlich: „Ich arbeite hauptberuflich und in Vollzeit in der Stadtverwaltung. Der SV Sandhofen ist für mich im Grunde ein zweiter Full-Time-Job. Viel Freizeit bleibt da nicht mehr. Aber ich mache es total gerne. Es ist einfach toll zu sehen, wie die Kinder und Jugendlichen mit großem Eifer und noch größerer Freude Fußball spielen. Das ist all die Mühen wert.“ Derzeit hat der Verein zwei Seniorenteams und drei Nachwuchsmannschaften im Spielbetrieb. Zeitnah sollen auch Teams im Mädchen- und Frauenfußball dazukommen.

Aber bei aller Begeisterung und Euphorie gibt es auch ein Problem. Der SV Sandhofen hat keine eigene Anlage, sondern muss sich für die Trainingseinheiten Platzkapazitäten bei befreundeten Nachbarvereinen anmieten. „Für den Übergang ist es in Ordnung, dauerhaft ist es aber sicher keine Lösung“, betont Cardona, der aber nicht vor Hindernissen stehenbleibt und aufgibt, sondern nach Lösungen sucht: „Ich führe gerade intensive Gespräche mit Politikerinnen und Politikern. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das zeitnah zielführend sein wird. Wir werden die städtische Anlage ‚Alte Riedlache‘ in unserem Stadtteil Sandhofen übernehmen und nutzen können. Vorher ist allerdings eine aufwändige Sanierung nötig. Dazu zählt, dass wir den Aschenplatz in eine moderne Kunstrasenanlage umbauen werden. Wir wollen noch in diesem Jahr mit den Bauarbeiten beginnen.“

Teilnahme an der Egidius-Braun-Akademie

Marco Cardona überlässt nichts dem Zufall. Im vergangenen Jahr hat er an der Egidius-Braun-Akademie teilgenommen, um seinen Horizont zu erweitern. Dabei geht es darum, Engagierte im Alter bis 30 Jahren in ihrer persönlichen Entwicklung und für ihre Aufgaben im Ehrenamt noch besser zu machen. „Mir hat das Programm wirklich total viel gebracht – gerade im Bereich Leadership konnte ich viel Wissenswertes mitnehmen“, meint Cardona. „Wenn man einen Verein leitet, trifft man auf viele Menschen mit ganz unterschiedlichen Charakteren. Es hat mir sehr geholfen, von den Expertinnen und Experten sowie den anderen Teilnehmenden zu erfahren, welche Lösungsansätze erfolgsversprechend sind.“  Und genau dieses Wissen bringt er nun als Präsident und Gründer des SV Sandhofen ein – mit gerade mal 23 Jahren.

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