Vor mehr als 20 Jahren moderierte Monica Lierhaus als erste Frau die ARD-Sportschau. Zusätzlich berichtete die TV-Journalistin über zahlreiche große Sport-Events, wie die Tour de France oder die Olympischen Spiele. Heute engagiert sie sich im Kuratorium der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Dabei besuchte sie in dieser Woche die Inhaftierten in der Jugendanstalt Schleswig. Deutschlands älteste Fußball-Stiftung setzt sich im Rahmen der Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ für die Resozialisierung von Jugendstrafgefangenen in die Gesellschaft ein.
Die Monica Lierhaus kennt sich im Profifußball bestens aus. Bei ihrem Besuch in der JA Schleswig wollte sie aber nicht über strittige Abseitsszenen, Fouls oder Elfmeter sprechen. „Ich möchte euch zeigen, wie man mit Krisen umgehen kann“, sagte die 54-Jährige zu Beginn ihres Vortrags. Vor rund 15 Jahren änderte sich das Leben von Monica Lierhaus schlagartig. Sie musste sich einer Operation unterziehen, bei der ein Aneurysma und ein Angiom aus dem Kopf entfernt wurden. Eigentlich handelte es sich dabei um eine Routineoperation, die nur in den seltensten Fällen zu Komplikationen führt. Die Chancen standen 1: 100.000. Doch die OP ging schief. Aufgrund schwerer Hirnblutungen musste Monica Lierhaus um ihr Leben kämpfen. „Mein absoluter Glaube und unbändiger Lebenswille haben das Unmögliche möglich gemacht“, betont sie. Lierhaus kämpfte sich in das Leben zurück. Tägliche Rehamaßnahmen, Ergotherapien, Sprachtrainings oder Sporteinheiten prägten ihren Alltag. Die Ärzte meinten zwischenzeitlich, dass sie nie mehr laufen könne. Lierhaus kann heute wieder gehen. „Tatsächlich ist das Laufen nach wie vor meine größte Baustelle. Immer wieder stürze ich mal. Wichtig ist nur, dass man immer wieder aufsteht“, hebt die gebürtige Hamburgerin hervor.
Lierhaus: „Auch ihr könnt eure persönlichen Krisen bewältigen!“
Heute arbeitet Monica Lierhaus wieder als Fernseh-Journalistin. „Es ist so unglaublich wichtig, sich Ziele zu setzen“, meint sie. „Auch ihr könnt eure persönlichen Krisen bewältigen. Wichtig ist, dass ihr daran glaubt und euch von Rückschlägen nicht entmutigen lasst“, appellierte sie an die Teilnehmenden. Vor ihr sitzen zehn junge Männer, die an der Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben“ in der Jugendanstalt Schleswig teilnehmen. Seit mehr als zwei Jahren sind die Inhaftierten des Anstoß-Teams in einer eigenen Wohngruppe untergebracht. „Hier erleben die jungen Menschen täglich den Umgang miteinander und erlernen wichtige soziale Kompetenzen, wie Verantwortungsbewusstsein, Respekt und Rücksichtnahme“, erläutert Antje Ott, Leiterin der Jugendanstalt Schleswig.
Verlängerung der Kooperationsvereinbarung
Gemeinsam mit starken Partnern aus dem Justizbereich, der Bundesagentur für Arbeit sowie den DFB-Landesverbänden wird mit der Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben“ ein Netzwerk gebildet, um mit den Jugendstraftätern während der Inhaftierung eine Perspektive für die Zeit nach der Haft zu erarbeiten. Anlässlich des Besuchs von Monica Lierhaus wurde die Verlängerung der Kooperationsvereinbarung bis Ende 2027 zwischen den lokalen Kooperationspartnern – Jugendanstalt Schleswig, Ministerium für Justiz und Gesundheit des Landes Schleswig-Holstein, Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport des Landes Schleswig-Holstein, DFB-Stiftung Sepp Herberger, Schleswig-Holsteinischer Fußballverband, Agentur für Arbeit Flensburg, Berufsbildungszentrum Schleswig und Fachdienst regionale Integration aus dem Kreis Schleswig-Flensburg - verkündet. Über das Zusammenspiel aller Parteien können die jugendlichen Strafgefangenen an unterschiedlichen Modulen aus den Säulen „Fußball“, „Arbeit/Beruf/Schule“ und „Soziales“ teilnehmen. Schlussendlich liegt ihr weiterer Lebensweg aber in den Händen der jeweiligen Inhaftierten. Die Partner unterstützen sie dabei aktiv. Die Gesprächsrunde mit Monica Lierhaus zeigte ihnen, wie auch größte Herausforderungen mit eisernem Willen und Durchhaltevermögen überwunden werden können. Aufstehen nach Rückschlägen – diese Botschaft bleibt.