Das rumänische Kinderheim „Stern der Hoffnung“ gibt Jungen und Mädchen aus prekären Verhältnissen ein Zuhause und die Chance auf ein menschenwürdiges Leben.
Unbeschwerte Zeiten haben die Verantwortlichen des rumänischen Kinderheims „Stern der Hoffnung“ nie erlebt. Nicht in den ersten Tagen Anfang der 1990er-Jahre, als sich Sybille Hüttemann-Boca unweit des Bukarester Hauptbahnhofs um jene Heranwachsenden kümmerte, die in den Jahren nach dem politischen Umbruch als Straßenkinder ein bitteres Dasein fristeten. Und auch nicht, nachdem der gemeinnützige Trägerverein vor knapp zwei Jahrzehnten in Alba Iulia, einer 60.000 Einwohner zählenden Stadt in Siebenbürgen, das Kinderheim gebaut hatte. „Es fehlte immer an irgendetwas, aber wir haben die Schwierigkeiten stets bewältigt“, sagt Heimleiterin Hüttemann-Boca.
Im vergangenen Jahr wurden ihre Zuversicht und ihr Optimismus dann jedoch auf eine besonders harte Probe gestellt. Die rumänischen Behörden reagierten mit einem äußerst strikten Lockdown auf die Corona-Pandemie. „Wir waren im Prinzip eingesperrt“, erinnert sich die 55-Jährige. Die 28 Kinder und Jugendlichen des Heims konnten nicht mehr zur Schule gehen oder den Kindergarten besuchen. „Überhaupt durfte man nur noch für dringende Besorgungen vor die Tür gehen“, so Hüttemann-Boca.
Einnahmen brachen weg
Für die Teilnahme am Distanzunterricht fehlten die technischen Voraussetzungen. Funktionierende Laptops, Tablets und Computer waren Mangelware. Zudem brachen wichtige Einnahmen weg. „Wir sind auf Sachspenden und Unterstützung aus Deutschland angewiesen, aber viele Benefiz- und Sammel-Aktionen konnten dort wegen Corona nicht stattfinden“, so die Leiterin des Heims, das inzwischen der dritten Generation benachteiligter Kinder ein Zuhause gibt. Straßenkinder, Waisen, von Arbeitsemigranten zurückgelassene Jungen und Mädchen und solche aus zerrütteten Elternhäusern werden betreut, bekocht und medizinisch versorgt. „Unsere Kinder sind zwischen drei und 16 Jahren alt. Sie alle stammen aus schwierigen Verhältnissen“, sagt Hüttemann-Boca.
Auch das neue Hostel im Obergeschoss des Heims, mit dessen Betrieb man einen Teil der Ausgaben erwirtschaften konnte, lag zwangsweise brach. Übernachtungsgäste waren nicht gestattet. Das sei besonders bitter gewesen, weil das Hostel zuvor so gut von Touristen und Jugendgruppen angenommen wurde, betont Hüttemann-Boca. Letztlich sei durch Corona ein Riesenloch im Haushalt entstanden, viele Rechnungen hätten sich angesammelt. „Der Schuh drückt eigentlich überall“, macht sie deutlich. Zu allem Überfluss benötigte das Gebäude dann auch noch eine neue Heizung.
Jeder Euro zählt
Umso bedeutender ist angesichts der Umstände die Unterstützung durch die DFB-Stiftung Egidius Braun und das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. Denn in diesen Zeiten zählt jeder Euro für das Kinderheim. Materielle Bedingungen limitieren nun einmal die Möglichkeiten, trotz allen Herzbluts, das die Verantwortlichen in die Betreuung der Kinder stecken.
Inzwischen haben sich die äußeren Umstände ein wenig verbessert. Die strikten Corona-Maßnahmen waren Anfang des Jahres vorerst Geschichte. „Die Infektionszahlen sind gesunken, wir sind keine rote Zone mehr“, erklärt die Deutsche, die 1990 erstmals mit einem Hilfsgütertransport nach Rumänien kam. Damals wurde ihr klar, dass zwar Lebensmittel, Kleidung und Medikamente eine große Hilfe für die notleidende Bevölkerung sind, die Hilfsgüter die Situation an sich aber nicht grundlegend verändern. Hüttemann-Boca fasste den Entschluss, dauerhaft vor Ort anzupacken. Ihre Begleiter wurden ihre Zuversicht und ihre Hoffnung. Das war in den Anfangsjahren so und hat sich bis heute nicht verändert. Auch dank der vielen Unterstützer aus Deutschland.