Sepp Herberger

Sepp Herberger und das geplante "Wunder von Bern"

„ ... Sechs Minuten noch im Wankdorfstadion in Bern, keiner wankt, der Regen prasselt unaufhörlich hernieder.”

Es ist der 4. Juli 1954, Finale der WM in der Schweiz, oder wie es in die Fußballgeschichte eingehen sollte: “Das Wunder von Bern”. Die Reise dahin begann jedoch für die deutsche Nationalmannschaft am 11. Juni alles andere als aussichtsreich. Aber trotz des 3:8 gegen Ungarn in der Vorrunde, war sich Trainer Sepp Herberger sicher, gegen die unbezwingbaren Ungarn geht diesmal was.

Die Weichen dazu hatte er lange vor dem Anstoß, ja lange vor Beginn des Turniers gelegt.

Vor fast 70 Jahren agierte Herberger schon so, wie es moderne Fußballlehrer*innen und -trainer*innen heute im Spitzenfußball machen. Fußball aus verschiedenen Perspektiven sehen und als Ganzes verstehen. Mit dem Scouting, bei dem er mit seinem Opel Olympia an den Wochenenden durch das Land in die vier Regionalligen fuhr und sich so seine Spieler auswählte.

Mit Teambuilding und Entspannung im Schwarzwald. Wo er das Gefühl einer Einheit in der Mannschaft festigte. Mit Konditionstraining in München-Grünwald, wo “Der Chef” die Grundlage für die überlegene physische Stärke der Spieler legte. Selbst die Wahl der Unterkunft in Spiez am Thuner See war kein Zufall. Die ruhige Umgebung und das idyllische Örtchen wurden von Albert Sing, neunmaliger Nationalspieler und Assistent von Herberger, im Frühjahr genau zu diesem Zweck ausgewählt.

Herberger machte sich immer mehr Gedanken als andere Fußballtrainer. Und diesmal wollte er nichts dem Zufall überlassen. Sogar Wetterprognosen und die “Glücks-Kabine” vom 4:1 gegen die Türken nahm er in seine Rechnung auf. Eine Rechnung, die aufging, als Schäfer den Ball von Bozsik zurückerobert, nach innen flankt, Rahn aus dem Hintergrund schießt ... und zum entscheidenden 3:2 trifft.

Wenn wir also vom “Wunder von Bern” sprechen, kann man einem Menschen unterstellen, es so geplant zu haben: Sepp Herberger.

Ungeplant war jedoch das Entstehen eines entscheidenden Momentes in der Geschichte Deutschlands, der nicht nur den Fußball, sondern auch das nationale Selbstvertrauen und die Identität des Landes stärkte. Nach den verheerenden Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs half dieses Ereignis den Menschen in Deutschland, Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft zu finden. Es war ein Symbol für die Fähigkeit Deutschlands, schwierige Herausforderungen zu überwinden und erfolgreich zu sein. Das "Wunder von Bern" wird für immer als einer der stolzesten und emotionalsten Momente in der Geschichte Deutschlands in Erinnerung bleiben. Genauso, wie „Der Chef” und seine "Berner Helden", die nie Helden sein wollten, aber genau deshalb für immer unvergessen sind.

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